Im Zentrum ist unser Planet sehr heiß, etwas mehr als 6000 Grad Celsius vermuten die Geophysiker. Als Folge hat sich ein ständiger Wärmefluss von innen nach außen eingeregelt, der aber regional zum Teil stark variieren kann. Bergleute wissen ganz genau, dass es mit zunehmender Tiefe immer wärmer wird. Wer schon mal in einem Bergwerk in 1000 Meter Tiefe gearbeitet hat, weiß, dass Temperaturen über 30 Grad Celsius dort normal wären, wenn kein effektives Belüftungssystem installiert wurde. Tatsächlich beträgt der sogenannte geothermische Gradient in der oberen Erdkruste um die 30 Grad pro 1000 Meter Tiefe. Dies erweckt zu Recht Begehrlichkeiten, was die Nutzung dieser schier unerschöpflichen Quelle von Wärmeenergie anbetrifft und markiert zugleich die Geburtsstunde der Geothermie.

Um es gleich vorwegzunehmen: Durch die groß angelegte Nutzung der Erdwärme wird unser Planet nicht auskühlen. Allein die dünne Erdkruste enthält unbezifferbare Mengen an radioaktiven Elementen wie Uran 232 oder Thorium, die permanent mehr Wärme nachliefern als wir jemals verbrauchen können. Insofern zählt Erdwärme zu den erneuerbaren, sauberen Energiequellen.


Nutzungsmöglichkeiten

In Gebieten mit geothermischer Aktivität wie im Umfeld von Vulkanen oder heißen Quellen braucht man nicht tief zu bohren, um die Wärme der Erde direkt zur Stromerzeugung nutzen zu können. Dafür werden heißes Wasser oder Wasserdampf aus Bohrlöchern an die Oberfläche gefördert und zu Turbinen geleitet, die ihrerseits Generatoren zur Stromerzeugung antreiben. Selbstverständlich kann die Wärme im Untergrund auch direkt zur Heizung und sogar zur Kühlung von Gebäuden genutzt werden. Dazu dient die Wärmepumpe, die im Prinzip wie ein inverser Kühlschrank funktioniert. Insofern wird auch in diesem Fall ein Kompressor benötigt, der zunächst mit Netzstrom betrieben werden muss. Doch im Nachgang liefert die Wärmepumpe deutlich mehr Strom als der Kompressor verbraucht.

Es gibt viele sogenannte geothermische Anomalien auf unserem Planeten. An diesen Stellen ist der Wärmefluss aus der Tiefe deutlich intensiver als normal. In diesen Regionen kann die Wärme zum Teil direkt für Heizsysteme und Warmwasserbereitung genutzt werden.


Die lange Liste der Vorteile

Die Erdwärme ist eine besonders umweltfreundliche Energiequelle, weil sie praktisch keine Treibhausgasemissionen verursacht und permanent in gleicher Größenordnung verfügbar ist. Gewiss, um sie effektiv nutzen zu können, bedarf es einer anfänglichen Investition, die nicht unerheblich ist, aber in den meisten Fällen staatliche Förderung erfährt. Ein Import von Energieträgern aus anderen Ländern ist hier nicht erforderlich, weil unser Planet an jeder Stelle einen geothermischen Gradienten aufweist.


Erdwärme hat viele Vorteile. Ihre Nutzung ist aber mit gewissen Herausforderungen verbunden, denn ihre Erschließung bedarf beträchtliche Investitionen. Bedenken Sie dabei, dass es sich um eine nachhaltige Energiequelle handelt, die einen erheblichen Beitrag dazu leistet, die Umweltbelastung zu reduzieren. Daher ist ihre weitere Erforschung und Nutzung von möglicherweise existenzieller Bedeutung für die Menschheit.

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